Montag, 5. August 2013

Armer Kassenpatient Part II




Liebe Leute,

ich habe ja gesagt, dass der Krankenhausbesuch für einen Eintrag zu viel ist und nachdem ich mich stressbedingt erst jetzt dazu durchringen konnte es nieder zu schreiben, sollt Ihr Teil haben. Stressbedingt? Jap…auf der Couch liegen, ins Bad „gehen“, zurück auf die Couch, Küche, zurück auf die Couch.
Ja ich erlebe nicht viel, denn ich darf u. a. kein Auto fahren. Sollte ich das dennoch tun und einen Unfall bauen gilt das als versuchter Totschlag, da habe sogar ich mir gedacht es sei besser das „Vercheckt-Mobil“ mal ein wenig stehen zu lassen. Macht ja auch keinen Sinn.
Nun kommen wir mal zum Krankenhaus. 

„Seien Sie bitte am Montag um 7 Uhr NÜCHTERN hier“
Also ab 22 Uhr des Vortages nichts essen, nichts trinken und nicht rauchen. HAHA.
Mein Wecker ging um 6 Uhr, ab unter die Dusche, denn wer weiß wann ich das nächste Mal drunter kann. Senseo an, Kippe an. Sollte der liebe Gott wollen das ich sterbe dann bauen wir eh vorher einen Unfall. Also kleinen Kaffee weg (WIRKLICH KLEIN) und ab zur Klinik.
Was mich direkt wunderte war das dort bereits ca. 10 Leute saßen. Na Klasse. Massenabfertigung auf dem OP Tisch. Irgendwie kam ich mir vor wie eine Herde Schweine, die auf die Schlachtbank geführt werden. Ein großes Lob an meine bessere Hälfte die mich bis halb 9 unterhalten hat und dann aber arbeitsbeding gehen musste. Tja und nun? Laptop an. IRON MAN. Yeah. Vielleicht können die mir iwas von Tony Stark einbauen?

9:15 Uhr: Ich hasse warten und das Leben ist zu kurz, also runter und eine rauchen. Ja nicht gerade vorbildlich, aber ich habe danach ein BonBon gelutscht und nicht geschluckt-
10:45 Uhr: „Hallo ziehen Sie sich bitte in Zimmer 343 das Op Hemdchen und diese Hose an“
„Ja in dem Zimmer sind noch Leute!?“ „Ja gehen Sie aufs Klo!“ Mh irgendwie unromantisch der Kerl, aber er hat es wieder gut gemacht, denn nachdem ich mit meinem Netzhöschen auf den Flur kam wurde ich in den OP gefahren. Ich Naivling wollte laufen…
„Hi ich bin Kevin und bereite Dich auf die OP vor“ BÄM! Animationsprogramm. Denkste.
„Hier sind Pillen wovon man müde wird…..hey nicht jetzt schon schlafen“. Ich rasiere Dich zuerst!“ Klasse. Jetzt kommts: RECHTS RASIERT (das Bein soll operiert werden), links Trombosestrumpf und was macht Kevin? Ein X in der Größe von Herne auf mein Bein, damit auch ja das richtige operiert wird. Oh Gott….das kann ja was geben.
Im Op dann meine, immer noch aktuellste, Lieblingsfrag: „Wie GEHT’S?“ Ich geh gar nicht. Ich bin behindert, Bewegungseingeschränkt Du Clown wo soll ich hin? Hier geht nix mehr.
„Sie kriegen nun eine Spritze und schlafen dann. Bis nachher!“
10, 9, 8, 7, 6… nix…. „Hey (ach per Du sind wir auch. Nur weil ich halbnackt bin) merkst Du was?“
„hihihihi Neeeeeeee“ – Nächste Spritze und weg war ich.
Danach weiß ich nix mehr. Ich habe mit meiner Mum, meiner Oma und dem Arzt gesprochen. Ich war mit meiner Freundin rauchen, aber irgendwie fehlt mir das alles. Ich liebe Narkose.
Nun gehen wir die Tage einmal chronologisch durch.

Dienstag:
1 Tag nach der Op kommt dann direkt meine neue beste Freundin die Physiotherapeutin und bevor jetzt irgendein Klugscheißer denkt „Die will ja nur helfen“. Nein, No, Non…die nicht. Sie ist die kleine Schwester vom Teufel. „Junger Mann Ihre Donjoy Schiene ist auf 90 Grad eingestellt soweit dürfen wir das Bein dann heut knicken“ WTF? Versuch es und ich knick DICH! Sie hat es versucht. 45 Grad. Mit ner 20 CM Narbe ne stolze Leistung. Das mich die Dame nicht ausgelacht hat war alles. Schön auch die Frage: „Tut weh?“
Dagegen war das ziehen der Schläuche und des Katheters eine Wohltat.

Mittwoch:
Wieder meine Freundin. 60 Grad. Sie kann nicht verstehen das es nicht weiter geht, aber der heutige Tag wird generell mein Lieblingstag. Nach der Schiene Treppen laufen. Geländer links, Krücke rechts und ab die Post. 17 Stufen rauf und wieder runter. Beim Raufgehen fragt Sie mich nach 10 Stufen: „Macht keinen Spaß oder?“ Meine Krücken sind eine Sonderanfertigung (Übergröße) wenn ich Ihr diese in den Hintern schiebe kommen sie vllt. Ausm Mund wieder raus….

Aber der Mann vom Sanitätshaus hatte sich so viel Mühe gegeben, denn zu den Unterarmgehstützen gab es ja noch meine Schiene und einen formschönen Trombosestrumpf, der zu eng  war. Nicht aber für den Kollegen. Wahrscheinlich war er im 2. Weltkrieg dabei. Frei nach dem Motto „was nicht passt, wird passend gemacht“ legte er den Strumpf mal voll auf die Narbe. AAAARSCHLOCH!
Neu auf der Etage „Anneliese“. Anneliese hat die blöde Angewohnheit den ganzen Tag Hilfe zu schreien. Naja außerdem hat Sie sich die OP Narben aufgekratzt, aber auch so eine tolle Frau. Irgendwann fing das Personal an sich darüber lustig zu machen, da hatte ich keine Lust mehr, sondern Mitleid. Na Toll.

Generell wurde das Personal immer besser: „Das Bein soll gekühlt werden. Kann ich ein Eispack bekommen?“ – „Nein sind aus“ Wir sind in einem Krankenhaus. Das ist als würde ich in einem Blumenladen keine Blumen mehr bekommen. Meine Freundin und ein Freund haben dann auch nochmals gefragt, aber leider wusste die Schwester zu wem die gehören und gab mir danach ganz „freundlich“ meine Trombosespritze. Ich glaub ein Stück meines Magens klebte an der Spritze, denn ich habe ein leichtes Kratzen an der Innenseite meines Rückens gemerkt.

Jeder kennt die grünen Wasserflaschen im Krankenhaus? Unsere standen Gott sei Dank in der Sonne. Kohlensäure wird überbewertet. Auf die Frage, ob wir die mal kaltstellen könnten gab es die Antwort „Wir haben keinen Kühlschrank“. Kein Scheiß. Gegenfrage meinerseits „Wo kühlen Sie die Eispacks? Ach Sie haben ja keine….“ Danach bin ich rausgegangen.

Donnerstag
„Guten Morgen. Ihre Narbe sieht gut aus. Sie sind mobil. Sie können morgen nach Hause!“ – „Und ich habe Sie sehr lieb Hr. Doktor“
Physio ohne Probleme auf 70 Grad gekommen. Hahahahaha Miststück. Der Arzt sagt das sei richtig gut und nun zurück mit Dir in die Hölle.
Dann kam meine Oma. Omi ist die beste. Wir sind in die Cafeteria gegangen und ich habe es zum ersten Mal geschafft mich zu setzen. Oma kommt mit halbvollem Kaffee. Den Rest hat sie verloren und setzt sich. Und? Ja tritt mir vor mein Bein. „Ooooooooooh nein“ und beim zurückziehen….nochmals. Ich liebe sie.

Dann gab es 2 neue Menschen auf unserem Flur. Den „Scheiß-Nazi“ und „die Frau von Heinz“
Der Nazi rief stundenlang: „Ich muss scheißen. Hitler kommt. Ich muss scheißen“. Ich verstehe den Zusammenhang nicht, aber der Mann war dann auch kurze Zeit danach nicht mehr auf unserer Station. Und die Frau von Heinz lag gegenüber von uns. So ein Glück. Wir haben Nachts die Tür aufgelassen, denn es war Mega warm und der Zimmernachbar hat geschnarrcht, als würde er Deutschlands  kompletten Waldbestände absägen und so hatten alle was davon. Heinz Frau hat vom Abendessen ihr Besteck behalten und damit auf das Bett geklopft. Ununterbrochen. Und immer wieder Heinz gerufen. Ich habe meinem Bettnachbarn 10 € geboten, wenn er rüber geht und sagt er sein Heinz. Wollte er nicht…

Freitag
Assistensarzt: „Ah Sie gehen morgen nach Hause, dann schaue ich mir mal die Narbe an!“
Ich: „Ne ich geh gleich. Narbe wurde gestern neu verbunden  und Ihr Chef hat sich alles angesehen!“
Assi: „Mh das sollte reichen…“
Ich: „jap deswegen ist er der Chef…“

Sorry aber das Krankenhaus hat mich leicht aggressiv gemacht. Das Personal war unfreundlich und nicht gerade hilfsbereit, die Menschen die dort rumrannten waren eine Katastrophe und haben mich fast umgerannt, wenn ich vor dem Aufzug stand… ich sag ja armer Kassenpatient.

Aber für eine Sache muss ich mich entschuldigen:
Ich habe meiner Freundin Freitag geschrieben „Du ich komme doch erst morgen raus.“ Allerdings stand sie da schon vorm Aufzug und fand das gar nicht witzig…. Ich schon.

Bis dahin,
DK